Bernd Höfer:
Werner Schwab / 1989-1991

Veröffentlicht in: Literatur | 0

Vom unbekannten Dichter zum anerkannten Dramatiker.
Biographische Erzählung

Ich lernte den damals unbekannten Dramatiker Werner Schwab im Frühjahr 1989 im Zusammenhang mit seinem, in einer Diskothek in Graz aufgeführten Ton-Sprech-Stück (Das Lebendige ist das Leblose und die Musik), kennen und schätzen.

Der erste Zeitabschnitt KOHLBERGZEIT beschreibt die Periode, in der Schwab mit Frau und Kind, teilweise als Selbstversorger in einem ärmlichen Bauernhaus in Kohlerg (Oststeiermark) lebt und auf welch makabre Art er dort seine, inzwischen vielgeschätzten Fäkaliendramen entstehen lässt. Aber auch die Menschen aus seiner nächsten Umgebung in diesem engen Tal, die teilweise großen Einfluss auf den Inhalt seiner Dramen hatten, manchmal sogar ins Geschehen eingreifen dürfen, werden uns in den ersten Kapiteln dieses Buches lebendig vor Augen geführt. Schwabs intelligente, kraftstrotzende Sprache, sein messerscharfes, analytisches Denken, das mich vom ersten Augenblick unserer Bekanntschaft fasziniert hat, wird uns in allen Kapiteln der Erzählung immer wieder vor Augen geführt.

Im Abschnitt GRAZZEIT handelt die Erzählung von Schwabs bisherigem Leben, sowie den zahlreichen Erlebnissen in Graz, einsam aber auch gemeinsam mit dem Autor erlebt. Gegen Ende dieses Zeitabschnittes gelingt dem begnadeten Dramatiker dann endlich der schon lang ersehnte Durchbruch, zuerst einmal in die österreichische Theaterwelt. Sein Fäkaliendrama Die Präsidentinnen, aufgeführt Anfang 1990 in Wien, sorgte für große Aufregung. Zwar wurde das Drama vom Großteil der Kritiker eher verurteilt als gelobt, aber Schwab war es gelungen mit dieser Aufführung nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen.

Danach wird es Zeit für ihn, das eher provinzielle Graz zu verlassen und in die Großstadt Wien einzutauchen.

In WIENZEIT wird aus dem anfänglichen Graz-Wien Pendler ein permanenter Bewohner des Gründerzeit-Mietshauses in der Payergasse 12, am Brunnenmarkt. Ich selbst habe meinen zweiten Wohnsitz in diesem Haus und Schwab bewohnte eine kleine Wohnung im selben Stockwerk. Werner bringt Bewegung in diese kunstfremde multikulturelle Marktgegend und erweckt sie, unter anderem mit nächtlicher Heavy-Metal-Musik und dem lauten Geklapper seiner alten Schreibmaschine zum Leben. Es ist vielleicht die kreativste Zeitphase des Dichters und er fühlt sich sehr wohl in diesem Haus.

Nachdem Anfang 1991 das Drama ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM im Schauspielhaus in Wien uraufgeführt wird, ist sein Durchbruch besiegelt.

Das Buch beschreibt den veränderten Lebensstil, eine neue ganz andere Welt, die sich in seinem Leben jetzt, da er akzeptiert ist, auftut.

Aus dem Buch zitiert : Aus dem hässlichen Entlein sollte über Nacht ein stolzer Schwan werden, mit schwarzer Lederjacke und Punkfrisur aber ohne Schutzstatus, freigegeben zur Jagd. Eine ungewohnte Situation, die ihm sicher sehr viel abverlangte…

Vielleicht auch, um diese neue Lebensform zu bewältigen, gerät Werner durch exzessiven Alkoholgenuss in immer größere Abhängigkeit dieser Droge, die im Laufe der Zeit unkontrollierbare Formen annehmen sollte.

Die letzten Kapitel des Buches beschreiben das turbulente Geschehen der Anfangszeit in Werners neuem Zuhause, einer Verlagswohnung in der Josefstädterstrasse sowie die Veränderungen in unserer Gemeinsamkeit.

Im Herbst 1993 traf ich den vom exzessiven Leben gezeichneten Werner Schwab wieder, er wollte zurück in das Haus in die Payergasse 12. Leider kam es nie dazu, seine Zeit war zu kurz. – Der Kreis hatte sich geschlossen.


Die Erzählung umfasst drei in chronologischer Ordnung stehende Zeitabschnitte, nämlich KOHLBERGZEIT, GRAZZEIT und WIENZEIT, die sich wiederum aus insgesamt 19 Kapiteln zusammensetzen.

Kohlbergzeit: 4 Kapitel
Grazzeit: 7 Kapitel
Wienzeit: 8 Kapitel


Edition Va Bene
Klosterneuburg 2007
240 Seiten, 18 Abb., 21×13 cm, gebunden
ISBN 978-3-85167-210-7
€ 24,90 / SFr 45,00